RTL: Gibt es eine Szene aus 20 Jahren "Cobra", die für Dich besonders emotional war?
Erdogan Atalay: Da gibt es wirklich viele! Es gab eine sehr emotionale Geschichte, als ich einmal meinen Partner erschießen sollte. Auch sehr traurig war der Moment, als meine Serien-Frau an einem Gift gestorben ist. Dann gab es mal den Fall, dass ich einen Partner ausgraben musste. Ich war natürlich eifrig in Bewegung, bin gestürzt und war generell sehr laut. Neben mir stand ein Polizeihund, der sofort auf Angriff geschaltet hat. Er hat mich unentwegt angebellt und angeknurrt. Als die Szene vorbei war, wollte ich mich bei dem Polizisten bedanken, doch der Hund machte es unmöglich. Der Polizist erklärte mir, dass der Hund jetzt ein Feindbild habe und dieses Feindbild, das war ich. Das, so erklärte er, werde sich auch nicht mehr ändern. Und so kam es, dass ich am Set ständig angeknurrt und angebellt wurde. Glücklicherweise blieb er angeleint (lacht).
RTL: Was war die spektakulärste Szene, die Du drehen durftest und die nicht gedoubled war?
Erdogan Atalay: Wirklich sehr aufregend sind die Helikopter-Geschichten, weil man dort in der Regel nicht Platz nimmt, sondern draußen hängt – entweder kopfüber oder auf der Kufe stehend. Wir sind hier natürlich immer abgesichert, es gibt vor solchen Aktionen auch immer eine Menge Tests.
"Cobra 11" bedeutet Adrenalin - jeden Tag
RTL: Die "Cobra" hat an vielen Orten im In- und Ausland gedreht. Gibt es einen Ort, der Dir besonders gefallen hat?
Erdogan Atalay: Sehr gefallen hat mir der Dreh in Istanbul, in der Türkei! Ich drehe sowieso unwahrscheinlich gerne im Ausland. Wir haben auch eine ganze Woche in Albanien gedreht und waren in Österreich. Wir versuchen, mit den Drehs im Ausland vor allem auch die tolle Landschaft einzufangen. Als wir in Österreich waren, hat es dann leider nicht so gut funktioniert, weil ein Nebelschleier die Dreharbeiten erschwerte.
RTL: Inzwischen hast Du in der Serie acht Partner an deiner Seite gehabt. Fiel Dir ein Abschied besonders schwer?
Erdogan Atalay: Es ist so: Irgendwann findet man sich damit ab, wenn jemand gehen und sich anders orientieren möchte. Das ist dann total in Ordnung. Das habe ich schnell abgelegt. Ich kann es sogar verstehen: Die Arbeit bei der "Cobra" verlangt einem alles ab, Zeit für andere Projekte bleibt da recht wenig. Tom Beck z.B. wollte gerne Musik machen und das war parallel eben nicht möglich. Natürlich fällt einem der Abschied immer schwer, zuletzt von Vinzenz Kiefer, aber das ist die Gegebenheit. Man geht diesen neuen Weg und der kann für die "Cobra" auch ein schöner Weg sein.
RTL: Was unterscheidet Semirs neuen Serienpartner Paul Renner von den vorherigen?
Erdogan Atalay: Er bringt etwas sehr Schönes mit, denn er ist eine Art von Sunnyboy, ohne das plakativ zu meinen. Diese Eindimensionalität hat seine Figur nämlich nicht. Paul Renner bringt neben einer gewissen Bodenständigkeit auch sehr viel Sonne in die Serie. Und, ich muss es sagen: Daniel Roesner hat einen unfassbar tollen Körper. Ich denke immer, er spannt seinen Bauch an, aber das muss er leider gar nicht. Daniel bringt außerdem sehr viel Energie und Spaß mit ans Set, so auch seine Rolle.
RTL: Zwanzig Jahre Dienstjubiläum – Was macht die Arbeit auch nach dieser Zeit noch so spannend für Dich?
Erdogan Atalay: Die Arbeit an sich! Das Team, das nach so vielen Jahren noch Feuer und Flamme für unser Projekt ist – und das jeden Tag. Wenn man sich einen Tag am Set mal anschaut, dann kann man nur den Hut davor ziehen, was diese Crew leistet. Ja, es ist Arbeit, aber es ist gleichzeitig auch Leben. Wer denkt, dass er ein paar Stunden zum Dreh kommt und dann wieder Feierabend hat, der ist hier falsch. Alle, die hier mitwirken, leben ein intensives und mit Adrenalin angereichertes Leben – jeden Tag, immer und immer wieder.
RTL: "Cobra 11" ohne Erdogan Atalay als Semir Gerkhan – ist das überhaupt vorstellbar?
Erdogan Atalay: Das kann ich nicht beurteilen, aber ich würde es mir natürlich nicht mehr angucken, wenn ich nicht mehr dabei wäre (lacht). Grundsätzlich möchte ich diese Position aber gar nicht haben. Es wäre traurig, wenn diese tolle Serie nur an einer Figur hängen würde. So viele Menschen sind beteiligt, jeder zählt.
(Quelle: www.rtl.de)